Barocke Sakralarchitektur in Wilna
Verfall und Erneuerung
Andrea Langer, Dietmar Popp
Wilnas barocke Sakralarchitektur ist ein einzigartiges Phänomen in der Kunst- und Architekturgeschichte Ostmitteleuropas: Sie bildet in besonderer Weise den multiethnischen und multikonfessionellen Charakter (städte)baulich ab. Mit der im Vergleich zu anderen Ländern Ostmitteleuropas frühen Rezeption des west- europäischen (vorwiegend italienischen) Barock sowie der Ausbildung einer eigenen Wilnaer Architekturschule bietet sich eines der anschaulichsten Beispiele frühneuzeitlichen Kulturtransfers. Der Wilnaer Fotograf Kęstutis Stoškus (geb. 1951) zeigt in seinen Bildern zwei Aspekte: Verfall und Erneuerung der Sakralbauten. Er ist dabei an dem tieferen Sinn, an den poetischen Aspekten der Prozesse interessiert. Gleichzeitig handelt es sich bei den Aufnahmen um eine Dokumentation des Umgangs mit dem kulturellen Erbe in einem Land, das eine äußerst wechselvolle Geschichte durchlebt hat. Für die Rückbesinnung der heutigen Republik Litauen auf das gemeinsame europäische Erbe sind Geistesgeschichte und Kultur von zentraler Bedeutung und die Dokumentation sowie Pflege der Baudenkmäler sichtbarer Ausdruck.