Bau-Gespräche
Architekturvisionen von Paul Scheerbart, Bruno Taut und der "Gläsernen Kette"
Ralph Musielski
Die literarischen Architekturträume Paul Scheerbarts, das fantastische grafische und und baukünstlerische Œuvre Bruno Tauts sowie die Briefe der »Gläsernen Kette« von Wenzel Hablik, Bruno Taut, Hans Scharoun oder den Brüdern Luckhardt – das Gestaltungsspektrum der Künstler reicht von der extraterrestrischen Planetenarchitektur bis zur real gelösten Bauaufgabe. Der Autor befasst sich mit den Texten, Zeichnungen und Entwürfen jener »Weltbaumeister« und stellt dabei ein Zusammenwirken von ästhetischen Praktiken und lebensreformerisch-religiösem Denken fest. Als zentraler Aspekt des gemeinsamen Kunstschaffens offenbart sich der Begriff »Entdifferenzierung«, in dem die Gegensätzlichkeit von Realem und Idealem in der Baukunst auf einander trifft. Taut, Scharoun und den Brüdern Hans und Wassili Luckhardt, aber auch die bislang wenig beachteten Gruppenmitglieder Hermann Finsterlin und Alfred Brust werden ausführlich vorgestellt und die zeittypischen Brückenschläge zwischen literarischer Fiktion, angedachter Bauaufgabe und Kunstprogramm erörtert. So schließt sich durch die gattungsübergreifende Sichtweise auf jene »Bau-Gespräche« eine gravierende Lücke im Untersuchungsfeld des deutschen Expressionismus.