Begegnungen
Porträts und ihre Geschichten
Ingrid von Kruse
Die Fotografin Ingrid von Kruse reist mit der Kamera im Gepäck durch die ganze Welt, um Politiker, Literaten, Musiker, Wissenschaftler, Architekten, Philosophen oder Historiker zu treffen, die mit ihrem Werk und mit ihrem Leben Maßstäbe gesetzt haben. Die Vorbereitungen zu diesen Begegnungen dauern oft Jahre, versucht sie doch stets, diesen Menschen so nahe wie nur irgend möglich zu kommen – schon bevor sie ihn oder sie vor die Kamera bekommt. Die Ergebnisse ihrer Arbeit sind einzigartig: „Niemals sucht sie in einem Gesicht nach Ähnlichkeiten, die der Allgemeinheit bekannt sind. Man glaubt, manche dieser Personen zum ersten Mal ohne Maske zu sehen“, schreibt die FAZ über ihre Fotos. Tief berührt von der Trauerrede im Hamburger Michel auf seinen Freund Helmut Schmidt schickte Ingrid von Kruse dem früheren Außenminister der USA, Henry Kissinger, einen ihrer handgeschriebenen Briefe mit der Bitte um eine Begegnung. Der Elder Statesman gewährte ihr fünfzehn Minuten „für ein paar Schnappschüsse“. Aus den fünfzehn Minuten wurde ein ganzer Tag. Nach präziser Absprache mit dem Büro des legendären hundertjährigen Architekten Oscar Niemeyer reiste sie nach Rio de Janeiro, wo ihr – trotz der vorherigen Zusage – jede Begegnung mit dem Erbauer der Stadt Brasilia verwehrt wurde, und sie ihn dennoch traf. Die Literatur-Nobelpreisträgerin Herta Müller empfängt die Besucherin in völliger Panik mit den Worten: „Ich habe Angst! Ich hätte unser Treffen absagen sollen!“ Und sie gewährt der Fotografin dann doch den Einblick in ein extremes Leben, geprägt von Bespitzelung im kommunistischen Rumänien. Charles Aznavour, die Legende des Chansons, steht ihr gegenüber, bevor er drei Monate später für immer von seiner Lebensbühne abtritt. Und die Cellistin und Holocaustüberlebende, Anita Lasker-Wallfisch, empfängt die Reisende in ihrem kleinen Haus in London.