Bertholds und Bernolds Chroniken
Bernold, Berthold, Ian Robinson, Franz-Josef Schmale
Zu den zentralen Themen im 11. Jahrhundert gehören die Kirchenreform und die Auseinandersetzung zwischen Kaiser- und Papsttum. Die Chroniken Bertholds und Bernolds zählen zu den bekanntesten zeitgenössischen Dokumenten, die im Investiturstreit für Papst Gregor VII. Partei ergreifen. Die Chronik Bertholds von Reichenau (um 1030 bis 1088) reicht in den Überlieferungen bald bis 1066, bald bis 1080. Die späten Partien der Chronik zeichnen sich dadurch aus, dass sie umfangreiche Berichte enthalten und mit polemischer Schärfe für Gregor VII. und Rudolf von Schwaben gegen Heinrich IV. Stellung beziehen. Die Chronik gibt gleichsam die Einstellung des Klosters Reichenau in den 70er- und 80er-Jahren des 11. Jahrhunderts wieder, das, nachdem Heinrich IV. dem Kloster nacheinander zwei simonistische Äbte aufgezwungen hatte, seine traditionelle Königstreue aufgab. Bernolds von Konstanz (um 1050? bis 1100) im eher sachlich-geschäftsmäßigen Stil verfasste Chronik, die bis zu seinem Tod reicht, ist ebenfalls eine pro-gregorianische Stellungnahme und spiegelt die monastische Reformbewegung Süddeutschlands im späten 11. Jahrhundert.