Berufserkrankungen im Zusammenhang mit Asbest in den Jahren 2000 bis 2009
Neue Entwicklungen aus Hamburg und Umgebung
Agnes-Sophia Charlotte Stühmer
Der Begriff Asbest charakterisiert eine Gruppe anorganischer Silikat-Mineralien und ist bezeichnend für ein multifunktionelles Bau- und Isoliermaterial der Nachkriegszeit. Bei der Verarbeitung asbesthaltiger Materialien wird ein unsichtbarer und lungengängiger Faserstaub frei, der eine fibrinogene und krebserregende Wirkung zeigt. Das Resultat stellen die asbestbedingten Berufserkrankungen dar. Hierzu gehören die Asbestose der Lunge und der Pleura, der asbestbedingte Lungen- oder Kehlkopfkrebs und das Mesotheliom der Pleura, des Peritoneums und des Perikards. Obwohl Asbest bereits 1993 in Deutschland verboten wurde, wird das Maximum der asbestassoziierten Berufskrankheiten erst zwischen 2010 und 2020 erwartet. Die Erklärung hierfür liegt in den langen Latenzzeiten zwischen dem ersten Asbestkontakt und dem Auftreten einer Erkrankung, die bis zu 40 Jahren betragen können. Auch außerhalb Deutschlands ist das Thema Asbest immer noch aktuell: da ein internationales Verbot bislang fehlt, beträgt der weltweite Verbrauch heutzutage noch rund 2 Millionen Tonnen pro Jahr. Vor allem der anhaltende, hohe Konsum der Entwicklungsländer ist alarmierend. Das Ziel der Untersuchung war die ausführliche Analyse der asbestbedingten Berufserkrankungen, die am Institut für Rechtsmedizin des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf (UKE) in den Jahren 2000 bis 2009 obduziert wurden. Anhand 329 ausgewerteter Fälle sollte geprüft werden, ob durch spezifische, untersuchte Faktoren der Entstehungszeitpunkt oder der Schweregrad einer asbestassoziierten Krankheit zu bestimmen sind – Daten dieserart sind essenziell für die Früherkennung der Erkrankung und die Prognose des Patienten. Auch der Frage, inwieweit sich die röntgenologische Diagnostik (konventionelle Röntgentechnik und Computertomographie) in den letzten zehn Jahren verbessert hat, wurde auf den Grund gegangen. Basierend auf der Gegenüberstellung des untersuchten Kollektivs mit vergangenen Studien des Uniklinikums und der Demonstration des deutschlandweiten Trends, liefert die Arbeit zudem eine Darstellung der Hamburger Entwicklung der Asbesterkrankungen von 1969 bis 2009 und eine Prognose für die kommenden Jahre.