Berufsgenese
Ein Forschungsfeld der Berufsforschung, erläutert am Beispiel der Computerberufe
Werner Dostal
„Die Entstehung neuer Berufe findet in der Öffentlichkeit und bei Berufswählern ein besonderes Interesse. Mit der Veränderung von Produkten und Diensten wird meistens auch erwartet, dass sich die dabei relevanten Arbeitsaufgaben und Arbeitsbedingungen so grundsätzlich verändern, dass neue Berufe entstehen müssten. Da diese neuen Berufe zunächst einen besonderen Bedarf zeigen und weil keine entsprechend qualifizierten Arbeitskräfte gleich von Anfang an zur Verfügung stehen, werden zugleich besonders günstige Beschäftigungschancen erwartet. Dies begründet das hohe Interesse an neuen Berufen. In der Arbeitsmarkt- und Berufsforschung hat der Strukturwandel und das Entstehen neuer wie auch das Verschwinden überkommener Berufe immer großes Interesse gefunden. Einerseits war dies durch die Adressaten geprägt, insbesondere die Berufsberatung, für die die Zukunft der Berufe schon immer von besonderem Belang war, andererseits stand die Berufsbildung immer unter dem Vorwurf, nicht aktuelle und nicht zukunftsorientierte Qualifikationen zu vermitteln. Die Früherkennung von Qualifikationsanforderungen war deshalb in der Qualifikationsforschung immer ein sehr wichtiges Thema. Eine geschlossene wissenschaftliche Aufarbeitung der Berufsgenese hat es bisher nicht gegeben. Zwar tauchen hin und wieder Hinweise zum Berufswandel auf, sie sind aber wenig verbunden und selten grundsätzlich angelegt. In der Publikation werden die bisherigen Überlegungen und singulären Erwähnungen von Aspekten der Berufsgenese zusammengetragen. Dabei werden einerseits der theoretische Zugang, andererseits die Methodologie der Berufsgenese zunächst grundsätzlich behandelt. Anschließend werden dann die Prozesse der Berufsgenese eines Berufsfeldes und einer Vielzahl von Einzelberufen am Beispiel der Computerberufe untersucht, die in den letzten 50 Jahren stattfanden. Ergebnis ist ein differenziertes Bild der Entstehung von Berufen und ihrer Vermessung. Der letzte Teil verdeutlicht, dass es noch mancher Weiterentwicklung von Theorie, Methoden und Empirie bedarf und schließt mit Empfehlungen für eine zukünftige Berufsgeneseforschung.“ (Autorenreferat, IAB-Doku)