Bitterfelder Nachlese
Ein Kulturpalast, seine Konferenzen und Wirkungen
Simone Barck, Stefanie Wahl
Anfang 2007 überraschte der Roman »Rummelplatz« aus dem Nachlass des DDR-Autors Werner Bräunig das Publikum ebenso wie die Fachwelt. DIE ZEIT stellte Bräunig gar neben Böll und Grass. Seitdem wird der »Bitterfelder Weg« (1959), dessen Initiator Bräunig einst gewesen war und auf dem er selbst zerstört wurde, erneut diskutiert.
Der Bitterfelder Weg war die Konsequenz, die die SED-Führung um Walter Ulbricht aus ihren Erfahrungen mit den widerstrebenden Künstlern einerseits und der Leistungszurückhaltung vieler Arbeiter andererseits gezogen hatte. Gelänge es der SED-Führung, die Künstler an die ökonomische Basis zu binden und die Arbeiter als Kulturproduzenten in den »Überbau« zu integrieren, wäre sie auf einen Schlag den ganzen Ärger sowohl mit der »basisfernen« Kunst als auch mit der zögerlichen Produktivitätsentwicklung los.
Der Band zeigt die verschiedenen Dimensionen des Bitterfelder Weges – vom Ort des Beginnes, dem Kulturpalast Bitterfeld, über Walter Ulbrichts Traum vom neuen Menschen sowie verschiedene Identifikationen und Ablehnungen mit dieser Art Kulturpolitik bis hin zu den Versuchen zweier großer Persönlichkeiten, einen neuen Grad an Realismus zu erreichen: Brigitte Reimann und Franz Fühmann.