Blätter, Bäume – vielleicht
Erwin Wortelkamp
Das vorliegende Buch erscheint als Band VII der 2009 begonnenen Ausstellungs- und Buchreihe »hier und dort«. Wie in den vorherigen Bänden auch, markiert das ›hier‹ die Ausstellungsgebäude der ›im Tal – Stiftung Wortelkamp‹. Das ›dort‹ bezeichnet erstmals nicht einen zweiten aktuellen Ort, sondern eine historische Ausstellung, nämlich die Einzelausstellung von Erwin Wortelkamp in der Kunsthalle Mannheim 1976. Auch die Konzeption des Bandes ist ein Novum innerhalb der Reihe, denn erstmals wird der vertikale Schnitt durch mehr als fünfzig Jahre künstlerischen Tuns nicht über ein Thema gesetzt, sondern anhand eines Sujets.
Die Mannheimer Ausstellung trug den lapidaren Titel »Bäume und Blätter« und markiert im Rückblick zweifellos einen ersten Höhepunkt im Oeuvre des Künstlers. Der damals erschienene, längst vergriffene Katalog klärt bildlich wie textlich in beeindruckender Form das Verhältnis zwischen Wortelkamps ›Bäumen‹ und ›Blättern‹ und deren natürlichen ‚Vorbildern’. Konsequenterweise und nur dank der freundlichen Zustimmung von Ulrike Lorenz, der aktuellen Direktorin der Kunsthalle Mannheim, eröffnet das vorliegende Buch mit einem leicht überarbeiteten Reprint des Mannheimer Katalogs. In einem zweiten Teil zeigt das Buch eine fotografische Dokumentation der Mannheimer Ausstellung von 1976. Es folgen Dokumentationen der beiden aktuellen Ausstellungsinszenierungen in Hasselbach bzw. Weyerbusch, die den Titel »Blätter, Bäume – vielleicht« trugen. Ein aktueller Textbeitrag von Katja Behrens, der gerade im Verhältnis zu den beiden historischen Texten von Heinz Fuchs und Karlheinz Nowald erspüren lässt, wie sich nach vierzig Jahren Perspektiven auf Thema und Werke verschieben können, schließt den Band ab.
Die beiden Ausstellungen im Depsoitum und im Haus für die Kunst zeigten eindrücklich wie das Sujet Wortelkamp bis in die aktuellste Produktion hinein begleitet. Wieder einmal öffneten die Inszenierungen einen Einblick in die Konsistenz des Œuvres, das einen Künstler zeigt, der sich selbst, seiner künstlerischen Geste und Haltung jederzeit treu bleibt, ohne dabei Redundanzen zu produzieren.
So treffen in der aktuellen Ausstellung »Blätter, Bäume – vielleicht« wieder Werke aus mehr als vier Jahrzehnten Kunst-Machens aufeinander, die bei allen Differenzen in den Erscheinungsformen einen beeindruckenden inneren Zusammenhang vermitteln. In den Papierarbeiten wie den Holzskulpturen erweitert sich Wortelkamps Geste beispielsweise ins Spielerisch-Leichte, was sich in einen zugespitzten Dialog mit der Schwere der frühen Eisenarbeiten setzt. Das Existenzielle geht dabei aber keinesfalls verloren. Wortelkamps ›Blätter‹ und ›Bäume‹ sind und waren immer nur ›vielleicht‹ Blätter und Bäume. Sicher waren sie von Anfang an auch Synonyme für den menschlichen Körper. Sie stehen, liegen, lehnen oder hängen den Körpern der Betrachter gegenüber und entgegen. (JvdB)