Blutgase und Säurebasenhaushalt bei Operationen mit der Herz-Lungen-Maschine
Walter Ringler
Die Anwendung der extrakorporalen Zirkulation zur Korrektur angeborener und er worbener Fehler am offenen Herzen fällt zeitlich zusammen mit der Entwicklung klinisch brauchbarer pH-Elektroden und einem neuen Konzept des Säurebasenstatus, das ASTRuP und seine Schule 1960 entwickelt hat. Kein Geringerer als VAN SLYKE hat 1966 die Verdienste der dänischen Forscher dadurch gewürdigt, daß er ihr Verfahren der Mikro-Bestimmung von pH und pC02 an das vorläufige Ende einer Liste stellte, die die geschichtlichen Höhepunkte der Arbeit auf dem Säure-Basen-Sektor aufzählt und die mit der Beobachtung eines Alkali-Mangels im Blut von Cholerakranken durch O’SHAUGNESSY (1831) beginnt. Zwischen dem ersten Einsatz der Herz-Lungen-Maschine an der Düsseldorfer Chirur gischen Klinik und dem Erwerb des Gerätes von ASTRuP lag nur ein knappes Jahr, ein Umstand, dem wir sicher unter anderem auch der Tatsache verdanken, daß DERRA als Assistent in Leipzig und Bonn in zahlreichen Arbeiten das Verhalten der Blutgase bei der Zyanose, bei Mitralstenosen (SCHOEN und DERRA, 1930, I und 11), bei Avertinnarkose (Fuss und DERRA, 1932) und beim Operationstrauma (DERRA, 1936, I und II) mit der zwar exakten aber auch entsprechend mühsamen Methode nach VAN SLYKE und NEILL untersucht hat. Zusammen mit Fuss stellte DERRA 1930 fest, daß die Höhe des Milch säurespiegels im Blut während einer normal verlaufenden Äthernarkose dem Grade des Sauerstoffdefizits entspricht. Eine analoge Erklärung für die, bei der extrakorporalen Zirkulation von den ersten Anfängen an beobachteten metabolischen Azidose ist erst 1960 durch CLOWES gegeben worden, der sie als Hypoxiefolge erkannte.