Braver Beamter, Opportunist, Verfolgter
Die burgenländischen Spitzenbeamten von 1923 bis 1938. Mit besonderem Blick auf die Zäsuren der Jahre 1934, 1938 und 1945
Michael Hess
Michael Hess widmet sich im neuesten Band der Burgenländischen Forschungen den Karrieren und Biographien der Abteilungsleiter des Burgenlandes in den Jahren 1923 bis 1938. Nur neun Spitzenbeamte waren gebürtige Burgenländer – was deutliche Spannungen innerhalb der Belegschaft hervorrufen sollte. In einzelnen Biographien wird auch die persönliche Situation der höheren Verwaltungsbeamten in den Anfangsjahren des Burgenlandes beleuchtet. Insbesondere beschäftigt sich die Forschungsarbeit mit den Zäsuren 1934 und 1938. Politisch motivierte personelle Veränderungen an der beamteten Spitze standen dabei an der Tagesordnung.
Für 13 Personen hatte beispielsweise die Machtergreifung der Nationalsozialisten im März 1938 unmittelbare Auswirkungen, die von der Verhaftung durch die Gestapo über KZ-Haft bis hin zu Entlassungen und Pensionierungen reichten. Andere wiederum konnten ihre Karrieren fortsetzen, 21 Personen waren Mitglieder der NSDAP. Nach 1945 stützte sich die wiedererrichtete burgenländische Verwaltung einerseits auf Beamte von 1938, andere kehrten – auch aufgrund von Entnazifizierungsmaßnahmen – nicht mehr in den Verwaltungsdienst zurück.