Büffelmilch und Fladenbrot

Um es vorwegzunehmen: Gritli Schmied ist meine Mutter. Ihre Kindheit in St. Gallen wurde geprägt durch die Wirtschaftskrise der dreissiger Jahre und durch den Krieg mit seinen erdrückenden Auswirkungen auf die Schweiz. Im Alter von siebenundzwanzig Jahren kehrte sie ihrer Heimat den Rücken, um an der Seite ihres Mannes in Brasilien das Glück zu suchen. Viereinhalb Jahre später stand sie – ohne Ehemann, dafür an jeder Hand einen Sohn – desillusioniert und um sämtliche Güter beraubt wieder in St. Gallen. Kurze Zeit danach brachte sie mich zur Welt. Sie liess sich scheiden, heiratete zum zweiten Mal (daher unsere unterschiedlichen Namen) und schenkte fünf weiteren Kindern das Leben.
„Büffelmilch und Fladenbrot“ ist der Versuch, einige ihrer zahllosen eindrücklichen Erlebnisse in Indien chronologisch aufzuführen und gleichzeitig das Entstehen und Wachsen der „Indienhilfe“ (www.indienhilfe.ch) aufzuzeigen. Sollten Sie einmal Gelegenheit haben, meiner Mutter zuzuhören, werden Sie bald feststellen, dass der vorliegende Text nur einen winzigen Teil enthält; sie hat in Indien ein Vielfaches von dem erlebt, was schliesslich auf den nächsten Seiten Platz gefunden hat. Meine Mutter hat mir vertrauensvoll ihre Tagebücher und Tonbandaufzeichnungen überlassen und hat sich meine bohrenden Fragen mit Engelsgeduld angehört und sie ausführlich beantwortet.

Gabriel Anwander