Bümpliz und die Welt
Demokratie zwischen den Fronten
Fredi Lerch, Carl Albert Loosli, Erwin Marti
In den anderthalb Jahren, in denen der Gratisanzeiger Berner Bote 1905/06 erscheint, profiliert sich dessen junger Alleinredaktor C. A. Loosli als Gesellschaftskritiker. Er schreibt weit über 100 Leitartikel, von denen er 1906 deren 19 unter dem Titel Bümpliz und die Welt als Buch herausgibt. In den folgenden Jahren verpackt er seine Kritik mit Vorliebe in Satiren wie ‚Meine erste Schützenfestrede‘ oder ‚Bureausaurus helveticus L.‘. Besonders unbeliebt macht er sich beim Bürgertum 1912 mit der Broschüre ‚Ist die Schweiz regenerationsbedürftig?‘.
Ab 1914, dem Beginn des Ersten Weltkriegs, geraten kritische Autoren – nicht nur Loosli – immer mehr ins Abseits: Die mediale Öffentlichkeit wird enger und unduldsamer; das Vollmachtenregime – das Regieren mittels Notrecht (ab 1930) – führt zu zahlreichen Verletzungen der Bundesverfassung. Nun schreibt Loosli keine Satiren mehr, der Ton wird ernst (‚Der Niedergang des Freisinns‘, 1917) und wichtige Interventionen können nur noch im Selbstverlag erscheinen (‚Umschalten oder Gleichschalten?‘, 1934). In späteren Jahren geht Looslis gleichermaßen schweizkritische wie antifaschistische und antistalinistische Haltung vorwiegend aus seinen Briefen hervor, insbesondere an die Freunde Pierre Bovet, Jakob Bührer oder Jonas Fränkel.