Byzantinische Bleisiegel der Staatlichen Eremitage mit Familiennamen
1. Teil: Sammlung Lichacev - Namen von A bis I
Otto Kresten, Valentina S Sandrovskaja, Werner Seibt
Die byzantinischen Bleisiegel sind jener byzantinistischenQuellenbestand, wo noch die meiste Arbeit auf berufene Spezialisten wartet – von den vielleicht 80.000 erhaltenen Exemplaren ist vieles noch unpubliziert, erst ein Drittel kann man als mehr oder weniger zufriedenstellend ediert bezeichnen. nDie Bedeutung und der Wert der einzelnen Stücke ist sehr unterschiedlich. Das höchste Interesse finden Siegel mit historisch geographischen Termini (besonders anderweitig kaum überlieferten) oder mit persönlichen Beinamen,ob es sich nun um Herkunftsnamen, Spitznamen oder echte Familiennamen handelt, die zumindest über mehrere Generationen tradiert wurden. Letztere besitzen insbesondere für die prosopographische Forschung einen unschätzbaren Wert; oft können mehrere Stufen der Karriere eines Mannes nachgezeichnet werden, selbst wenn er anderweitig völlig unbekannt ist. Reizvoll, wenn auch sehr schwierig, ist die Frage, ob relativ ähnliche Stücke einer einzigen Person oder doch mehreren gleichnamen synchronen Persönlichkeiten zuzuordnen sind. Auch die Geschichte einzelner Familien lässt sich oft durch Bullen viel besser nachzeichnen als durch die Summe der sonstigen Nachrichten. Gelegentlich bietet die Etymologie Rückschlüsse auf die geographische oder ethnische Herkunft, selbst wenn dergleichen nach mehreren Generationen infolge weitgehender Assimilierung bedeutungslos werden konnte.n Die Staatliche Eremitage in St. Petersburg besitzt die zweitgrößte Siegelsammlung der Welt und bietet demgemäß eine reiche Auswahl an solchen Siegeln mit Familiennamen – ein erster Teil wurde hier in internationaler Kooperation aufbereitet.