Carl Schmitt und der Staatsnotstandsplan am Ende der Weimarer Republik.
Lutz Berthold
Wie seit langem bekannt, pflegte Carl Schmitt, der umstrittene Staatsrechtler und Regierungsanwalt, spätestens seit dem Sommer 1932 enge Verbindungen zur Wehrmachtsabteilung, d. h. zu jenem Kreis politischer Offiziere, der von General Schleicher mit der Ausarbeitung des gegen die NSDAP gerichteten „Staatsnotstandsplans“ betraut war.
Bislang unbekannte Dokumente aus dem Nachlaß erlauben jetzt eine wesentlich genauere Rekonstruktion der verfassungspolitischen Absichten und Aktivitäten Schmitts. In einem in letzter Minute formulierten Gutachten für die Regierung Schleicher entwarf Schmitt einen „Alternativplan“, der geeignet gewesen wäre, Hitlers Ernennung zum Reichskanzler zu verhindern und einen verfassungskonformen Ausweg aus der Weimarer Staatskrise zu bahnen. Bertholds Schrift macht nicht nur mit neuen historischen Quellen und ihrer verfassungsgeschichtlichen Bedeutung bekannt, sie räumt auch in kurzen und präzisen Ausführungen gründlich mit der Legende auf, Schmitt sei ein Wegbereiter der nationalsozialistischen Machtergreifung gewesen. Ein Muß für jeden, der über den Untergang der Weimarer Republik und die politische Rolle Carl Schmitts mitreden will.