›Contrapunto‹ und ›effetto‹
Studien zu den Madrigalen Carlo Gesualdos
Peter Niedermüller
Die dramatischen Lebensumstände und die kompromisslose Liebe zur Musik des Fürsten von Venosa, Carlo Gesualdo, haben Musiker, Schriftsteller und Intellektuelle immer wieder fasziniert. Dennoch haben das bisweilen ungewohnte Idiom seiner Kompositionen, sein für einen Komponisten der Renaissance ungewöhnlicher sozialer Status – beinahe schon abgesehen von dem Ondit über seine kranke Psyche – die Interpreten immer wieder dazu verleitet, ihn als Außenseiter zu verstehen. Aus dieser Perspektive spielt es fast keine Rolle, ob man ihn nun als kühnen Visionär, als Manieristen oder als Dilettanten hinstellt. Die Arbeit unternimmt den Versuch, seine Stücke historisch legitim zu deuten und darüber hinaus die Vielschichtigkeit der italienischen Musik ›um 1600‹ aufzuweisen und dabei mit einigen Vorurteilen aufzuräumen. Sie sichtet die Originalquellen zum Werk, zieht weitere Kompositionen heran, die in unmittelbarem Kontext stehen, und behandelt schließlich zeitgenössische Theoretiker, die Gesualdos Kompositionen einmal intellektuell unterfüttern, ein anderes Mal desavouieren.