„… da ihr ja träge geworden seid an den Ohren“
Zur textpragmatischen Situierung des Hebräerbriefes
Walter Dietrich, Marlis Gielen, Ruth Scoralick, Reinhard von Bendemann, Thomas Witulski
Gewöhnlich wird davon ausgegangen, dass sich der Hebräerbrief an eine Gemeinde richtet, die Ermüdungserscheinungen im Glauben zeigt und wieder neu ermutigt, aufgerichtet und zum lebendigen Glauben zurückgeführt werden soll. Anhand detaillierter Beobachtungen zeigt Witulski jedoch, dass der Text selbst kaum Hinweise für diese Annahme enthält. Vielmehr weist er nach, dass hier eine Gruppe von theologisch Auszubildenden, die sich etwa auf die Übernahme eines katechetischen Gemeindeamtes vorbereiten, angeschrieben wird. Deren Mitglieder haben – natürlich aus der Perspektive des Verfassers des Hebräerbriefes – wesentliche Aspekte der christlichen Theologie augenscheinlich noch nicht ausreichend intellektuell durchdrungen. Mit seinem Schreiben unternimmt der auctor ad Hebraeos den Versuch, dieses theologische Defizit zu überwinden und die von ihm angeschriebene Gruppe zu einem umfassenden Verständnis des christlichen Denkens und Glaubens zu führen.