Damit die Chemie stimmt
Die Anfänge der industriellen Herstellung von weiblichen und männlichen Sexualhormonen 1914–1938
Christina Ratmoko
Weibliche und männliche Geschlechtshormone sind heute allgegenwärtig. Als körpereigene Substanzen scheinen sie unser Wesen und Verhalten zu determinieren und ihr Einsatz als Arzneimittel ist geradezu selbstverständlich. Doch die Geschichte dieser Stoffe ist vergleichsweise jung. Noch vor hundert Jahren nahm man an, dass in den Eierstöcken und Hoden je eine geschlechtsspezifische chemische Substanz gebildet werde.
Die Autorin rekonstruiert, wie in wenigen Jahren aus den vermuteten inneren Sekreten Sexualhormone wurden, die das Schweizer Chemieunternehmen Ciba mit Indikationen und Dosierungen ausstattete und als Medikamente massenindustriell produzierte. Nicht nur die Entstehungsgeschichte von sieben Keimdrüsen- und Hormonpräparaten wird so nachgezeichnet, sondern thematisiert werden auch die experimentelle Arbeit im Industrielabor, die Zusammenarbeit zwischen Unternehmen und auswärtigen Forschern, Kooperationen von konkurrierenden Firmen und der Vorrang von technischem vor therapeutischem Wissen.