Das Andenken verlängern
Grabsteininschriften der jüdischen Displaced Persons auf dem Zelttheaterfriedhof in Bergen-Belsen
Stefan Breuel, Walter Schiffer
Der Name Bergen-Belsen repräsentiert im kollektiven Bewusstsein einen Ort national-sozialistischer Verbrechen. Abgeschieden lagen in der Lüneburger Heide ein Kriegsgefangenenlager (1940 – 1945) und ein Konzentrationslager der SS (1943 – 1945). Hier wurden zehntausende Menschen ermordet. Massengräber auf dem ehemaligen KZ-Gelände zeugen davon.
Nach der Befreiung im April 1945 blieben zahlreiche Überlebende, andere Flüchtende kamen hinzu; viele waren zu schwach, zu krank, um in ihre Herkunftsländer zurückzukehren. Gerade jüdische Überlebende hatten meist keinen Ort, wohin sie hätten gehen können: Familien und Freunde waren ermordet, Dörfer, Gemeinden zerstört, und mit einer freundlichen Aufnahme war in weiten Teilen Osteuropas nicht zu rechnen. So blieben sie als Heimatlose, sog. Displaced Persons (DPs), und wurden in der nahegelegenen ehemaligen Wehrmachtskaserne im sog. Hohne-Camp untergebracht. Bis zu 12000 jüdische DPs lebten zeitweise dort.
In den ersten Monaten nach der Befreiung starben weitere tausende Menschen im DP-Camp an den Folgen der KZ-Haft und wurden auf dem sog. Zelttheaterfriedhof beerdigt. In diesem Buch sind die hebräischen und/oder jiddischsprachigen Grabsteininschriften der jüdischen DPs fotografisch dokumentiert, im Wortlaut abgedruckt, übersetzt und sparsam kommentiert. Zu drei dort bestatteten Personen wurden biographische Skizzen erarbeitet. Der historische Kontext des DP-Camps und das Selbstverständnis eines jüdischen Friedhofs werden einleitend erläutert.