Das biographische Ich-Idiom »Menschensohn« in den frühen Jesus-Biographien
Der Ausdruck, seine Codes und seine Rezeptionen in ihren Kotexten
Wolfgang Schenk
Der seit hundert Jahren vielverhandelte Gegenstand wird durch diese textlinguistische Analyse auf eine neue Basis gestellt. Die semantische Analyse erschließt für jede einzelne literarische Schicht eine spezifische Bedeutung. Die semiotischen Voraussetzungen des Ausdrucks werden hier nicht mehr atomistisch und einlinig akzeptiert, sondern in ihren Transkodierungen einsichtig gemacht. Ebenso hinsichtlich seiner Verwendung in den vier Evangelien mit ihren je eigenen und nicht mehr bequem auf einen Nenner zu bringenden Kodierungen, deren eigenes Profil nun deutlicher als bisher hervortritt. Der neue heuristische Ansatz, als historisch ersten Verursacher des Ausdrucks ›Menschensohn‹ eine abwertende Fremdbezeichnung von Opponenten (›ein gewöhnlicher Mensch‹ vs. ›ein von Gott Autorisierter‹) zu veranschlagen, wird den ältesten christlichen Stellen gerecht. Diese neue historische Ausgangsthese ist nicht nur eine Herausforderung gegenüber den bisherigen Ansätzen, sondern dürfte die wissenschaftliche Diskussion auf eine neue Basis stellen.