Das Fraumünster in Zürich
Von der Königsabtei zur Stadtkirche
Peter Niederhäuser, Dölf Wild
Vor genau einem Jahrhundert erhielt das Zürcher Fraumünster sein heutiges Erscheinungsbild. Der bekannte Architekt Gustav Gull gab 1911/12 nicht nur der ehemaligen Klosterkirche eine neue Gestalt, sondern schuf mit der Verbindung zum Stadthaus auch ein neues städtebauliches Ensemble, das ein weiteres Kapitel in der langen Geschichte des Fraumünsters eröffnete und bis heute die Wahrnehmung der Kirche bestimmt.
Die vor 853 gegründete Benediktinerinnenabtei geht auf eine königliche Stiftung zurück und erlebte ihre Blütezeit unter Fürstäbtissinnen, die lange Stadtherrinnen von Zürich waren. Nach der Reformation als Schule, Archiv und Sitz eines Amtsmanns genutzt, blieben die geschichtsträchtigen Gebäude bis in die Neuzeit erhalten und zogen schon früh das Interesse der Forschung auf sich. Gerade die Antiquarische Gesellschaft beschäftigte sich immer wieder mit dem Bau und begleitete dabei die Untersuchungen bis zum grossen Umbau vor 100 Jahren aktiv mit.
Das vorliegende Neujahrsblatt setzt diese Tradition der Gesellschaft fort, greift Fragen zur Geschichte des Fraumünsters auf und stellt Resultate neuerer Untersuchungen etwa zur Frühgeschichte, zur Bibliothek, zur letzten Äbtissin oder zu den Umbauten um 1900 vor. Der Sammelband steht aber auch im Zusammenhang mit der laufenden Diskussion um die Neugestaltung des Fraumünster-Areals wie des Münsterhofs und präsentiert die Befunde jüngerer archäologischer Untersuchungen. Die insgesamt 15 Beiträge werfen ein neues Licht auf eine altehrwürdige Institution, die untrennbar mit der Geschichte von Zürich verknüpft ist.