Das Jahrhundert der Gisèle
Mythos und Wirklichkeit einer Künstlerin
Gerd Busse, Annet Mooij
Das bewegte Leben einer Künstlerpersönlichkeit, in dem sich die wechselvolle europäische Geschichte des 20. Jahrhunderts spiegelt wie in kaum einem zweiten.
Gisèle van Waterschoot van der Gracht (1912-2013), Tochter einer österreichischen Baronesse und eines Amsterdamer Patriziers, verbrachte ihre Schulzeit in katholischen Internaten in den USA und ihre Ferien auf einem Schloss in Österreich. Diese Jugend bildete nicht nur das Sprungbrett für eine vielseitige künstlerische Laufbahn, sondern auch für ein Leben voller ungewöhnlicher Freundschaften, etwa zu Max Beckmann oder Aldous Huxley. Sie heiratete den ehemaligen Amsterdamer Bürgermeister Arnold d`Ailly und fühlte sich magisch angezogen von dem mysteriösen deutschen Dichter und Stefan-George-Jünger Wolfgang Frommel, der einen Kreis junger »Freunde« um sich scharte, dem Gisèle während der deutschen Besatzung in ihrer Wohnung in der Herengracht 401 in Amsterdam Schutz bot. Nach dem Krieg entstand daraus das »Castrum Peregrini«, ein exklusives, geheimnisumwobenes Verlagshaus und zugleich eine Lebensgemeinschaft.
Gisèle präsentierte ihr Leben gern als eine Art Märchen, doch wie sah die Wirklichkeit hinter der Fassade aus? Und in welchem Verhältnis stand diese unkonventionelle Malerin zu der frauenfeindlichen Gemeinschaft, die das Castrum Peregrini seinerzeit war? Mit großer Präzision rekonstruiert Annet Mooij ein bewegtes und faszinierendes europäisches Leben.