Das Lügenspiel
Der Fall Grete Beier
Günter Spranger, Klaus Walther
Vielleicht wäre der Mord gar nicht ans Licht gekommen, wenn Grete Beier nicht auch noch in die Erbschaftskasse der Familie gegriffen hätte. So aber mussten dem Freiberger Untersuchungsrichter Mangler die vielen Ungereimtheiten in den Aussagen der Frau auffallen, deren Bräutigam vor kurzem ums Leben gekommen war. Es dauerte noch viele Lügen lang, bis Grete Beier gestand, ihren Verlobten, den Chemnitzer Oberingenieur Kurt Preßler, vergiftet und erschossen zu haben. Doch nicht deshalb erregte der Fall Anfang des 20. Jahrhunderts weltweit Aufsehen.Grete Beier wurde am 23. Juli 1908, noch nicht ganz 23-jährig, in Freiberg öffentlich hingerichtet. Der sächsische König hatte eine Begnadigung abgelehnt, obwohl vor allem Frauenverbände gegen die Vollstreckung der Todesstrafe an der jungen Mörderin Sturm liefen. Als „blutgierige Megäre“ wurde Grete Beier dargestellt, aber auch als Opfer der Moral jener Zeit, die sie in die Ehe mit einem ungeliebten Mann drängen wollte.Der Chemnitzer Schriftsteller Günter Spranger (1921 – 1992) ist dem berühmten Fall nachgegangen, hat sich durch Berge von Akten gewühlt, die Orte der Handlung (Freiberg, Brand-Erbisdorf, Chemnitz) aufgesucht und sprach Ende der 70er Jahre sogar noch mit Zeugen des makabren Schauspiels. Und er bemühte sich, ein gerechtes Urteil über die Bürgermeisterstochter aus Brand zu fällen: Sie „war ein Mensch, der furchtbar geirrt hat und furchtbar dafür büßen musste“. Das Ergebnis seiner aufwändigen und akribischen Recherchen fasste Spranger in einem seiner bekanntesten Bücher zusammen: „Das Lügenspiel: Der Fall Grete Beier“.