Das Osmanische Reich an der Schwelle zum Ersten Weltkrieg
Zübeyir Bütüner
Das Osmanische Reich, das sich einst vom Atlantik bis zur Krim und von den Toren Wiens bis zum Indischen Ozean erstreckte, stellte zu Beginn des 20. Jahrhunderts nur noch einen Schatten seiner früheren Größe dar und sein innerer Verfallsprozess schritt unaufhaltsam voran. Die Erben – in Gestalt der Großmächte – versammelten sich am Bett des „kranken Mannes am Bosporus“, um die Zersetzung des Osmanischen Zentralstaates zu beschleunigen und große Territorien gleichsam an sich zu reißen. Die europäischen Großmächte, besonders England, Frankreich, Russland und Deutschland, nutzten den Entwicklungsrückstand und die schwierige Situation des Osmanischen Reiches aus. Der wirtschaftliche und politische Einfluss des kaiserlichen Deutschlands auf das Osmanische Reich nahm immer mehr zu. Damit wuchs die „Interessensphäre“ Deutschlands im Osmanischen Reich, was die Grundlage und den Anlass zur politischen „Beschützung“ des Osmanischen Reiches gaben. Am 2. August 1914 schlossen das Osmanische Reich und Deutschland ein Geheimes Bündnis, das nicht der „Hilfe der Türken“, sondern vielmehr dem Expansionsziel des deutschen Imperialismus entsprach. Damit trat das Osmanische Reich am 29. Oktober 1914 in den Ersten Weltkrieg ein.