Das Sprachapriori. Sprache als Voraussetzung menschlichen Denkens und Erkennens
Helmut Gipper, Eckhart Holzboog
Trotz der Hinwendung der neueren Philosophie zur Sprache fehlt es immer noch an einer genaueren Begründung dafür, weshalb die Sprache als eine notwendige Bedingung der Möglichkeit menschlicher Erkenntnis anzusehen ist. Dies soll im vorliegenden Buch nachgeholt werden. Nach einer Skizzierung der fundamental-philosophischen Voraussetzungsproblematik und einer Diskussion der Apriori-Problematik bei Kant wird dessen Apriori-Begriff im Sinne von »Bedingung der Möglichkeit« für die Sprache übernommen. Nicht zu halten ist dagegen die zusätzliche Bestimmung »unabhängig von (aller) Erfahrung«: Erkenntnis ist, so lautet die These, nur unter der Voraussetzung eines »Leibapriori« und eines »Sprachapriori« möglich; beide werden beim Menschen aber erst postnatal entwickelt und erworben, können daher ohne Erfahrung gar nicht entstehen. Es wird gezeigt, wie im Prozess der Spracherlernung der Mensch zu jenem Wesen wird, das zu wissenschaftlichem und philosophischem Denken fähig ist. Ziel des Buches ist es, das Sprachapriori als eine notwendige Ergänzung erkenntnistheoretischer Überlegungen zu erweisen.
In spite of the fact that modern philosophy is language-oriented, there are still no precise reasons why language should be seen as a necessary requirement for the possibility of human knowledge. The aim of this book is to present these reasons. After an outline of the fundamental philosophical problems concerning these requirements and a discussion of the a priori problems raised in Kant Kant‹s works, his a priori concept is applied to language in the sense of a »requirement of possibility.» What however is untenable is the additional provision „regardless of (all) experience.» According to the theory, knowledge is only possible based on the premise of a »bodily a priori» and a »linguistic a priori.« Human beings however develop and acquire both of these postnatally, which means that they cannot even develop without experience. The author shows how in the process of learning a language human beings become those creatures who are capable of scientific and philosophical thinking. The aim of this book is to show that the linguistic a priori is a necessary supplement to epistemological reflections.