Das Umland von Zürich in römischer Zeit
Arbeitsheft 26 der Kantonsarchäologie Zürich
Daniel Käch
Schon seit langem zeichnete sich die Notwendigkeit ab, die in verschiedenen Archiven sich befindlichen Informationen zu den Fundstellen im unmittelbaren Umland des Vicus von Turicum/Zürich zusammenzutragen. Ausgeklammert bei der Besprechung sind im Zentrum die Bereiche des Vicus selbst, der im heutigen Stadtkreis 1 liegt. Die äussere Grenze ist definiert durch die heutige Stadtausdehnung – in römischer Zeit ein fliessender Übergang.
In der vorliegenden Untersuchung konnten 100 Fundstellen im heutigen Stadtgebiet von Zürich zusammengetragen werden.
Den Einzelobjekten kommt vor allem in Verbindung mit anderen Funden oder Befunden eine weiterführende Bedeutung zu. Dies zeigt sich besonders gut im Fall von Allenmoos/Högerli in Oerlikon, wo im Umfeld des postulierten Gebäudes mehrere Einzelfunde belegt sind. Für übergeordnete Fragestellungen wie Strassenverläufe, Verteilungsmuster usw. müssen die Baureste herangezogen werden. Wie immer sind von diesen Gebäuden leider nur geringe Ausschnitte bekannt – erschwerend kommt in unserem Fall hinzu, dass ein grosser Teil dieser Fundstellen nur über Meldungen aus dem 19. Jh. bekannt ist.
Das römische Heiligtum auf dem Grossen Hafner im Zürichsee sowie die Bauten auf der Üetliberg-Kuppe, die im Lauf der Zeit vermutlich unterschiedlich genutzt wurden, stellen Einzelfälle dar. Beide sind in enger Verbindung mit dem Vicus zu sehen und sind damit inhaltlich von der Besiedlung des Umlands zu trennen. Die restlichen Gebäude, die im nächsten Umland des Vicus bekannt sind, stammen fast ausschliesslich von Wohngebäuden, die auf Grund der Ausstattung mit Hypokaustheizungen, Mosaiken, Wandmalereien und dergleichen als repräsentativ bezeichnet werden können. Die am besten untersuchten Bauten liegen in Strickhof/Mur in Oberstrass und Altstetten/Loogarten. In Albisrieden/Freibad Letzigraben, Wipkingen/Waid und Affoltern/Althoos sind aufwändig gestaltete Wohnbauten mit heizbaren Räumen, Wandmalereien und Mörtelböden nachgewiesen. Auch wenn bisher keine Nebengebäude gefunden wurden, ist davon auszugehen, dass es sich hierbei um Gutshöfe handelt. Bei der Fundstelle Altstetten/Kirchhügel ist neben dem repräsentativen Wohngebäude möglicherweise ein ‚Ökonomiegebäude‘ nachgewiesen.
Die Gebäude in der Enge und in Wollishofen heben sich in vielerlei Hinsicht deutlich von den übrigen untersuchten Bauten mit Wohncharakter ab. Zum einen fällt ihre Lage am Fuss des feinen Geländerückens zwischen See und Sihl auf – eine für einen Gutshof ungewöhnliche Lage. Hinzu kommt schliesslich die Ausgestaltung mit ornamentalen Wandmalereien und Mosaiken, eine Ausstattung, die sich bei den anderen Wohngebäuden im untersuchten Gebiet sonst nicht beobachten liess.
Autor: Daniel Käch
Zürcher Archäologie, Heft 26 (2008)
435g
Format 210 x 297 mm