Das vereinte Deutschland und die Transformation der Nato (1990-2008)
Kristian Glaser
Auch zwanzig Jahre nach der Überwindung des Ost-West-Konflikts ist die NATO ein gewichtiger Faktor der internationalen Sicherheitspolitik. Gleichwohl haben sich die Aufgaben des Bündnisses seit der Umwälzung der Strukturen des internationalen Systems grundlegend verändert. Nicht mehr die kollektive Verteidigung steht im Mittelpunkt der transatlantischen Sicherheitspolitik, sondern die Bewältigung einer Vielzahl von sicherheitspolitischen Herausforderungen wie das internationale Krisen- und Konfliktmanagement, die Bekämpfung des internationalen Terrorismus oder die Verhinderung der Proliferation von Massenvernichtungswaffen. Vor diesem Hintergrund beschäftigt sich die vorliegende Studie mit der Rolle Deutschlands im Zuge der tiefgreifenden Transformation der Atlantischen Allianz. Zwar blieb das vereinte Deutschland weiterhin fest in die Strukturen der NATO eingebunden. Jedoch stellte sich gerade im Hinblick auf die militärischen Kapazitäten der Bundeswehr und hinsichtlich des politischen Willens gegenüber einer deutschen Beteiligung an Kampfeinsätzen des Bündnisses heraus, dass das vereinte Deutschland zentrale Aspekte der Bündnisfähigkeit nur noch bedingt erfüllen kann. Für diesen Befund lassen sich auch in der Zeitspanne von nun knapp zwei Jahren nach der Fertigstellung der Dissertation Belege finden. Sowohl die Debatte über das Für und Wider und die generellen Modalitäten einer deutschen Beteiligung am Afganistan-Einsatz der NATO, die gerade nach dem von deutscher Seite befohlenem Luftschlag in Kunduz im September 2009 verstärkt geführt wird, als auch der unter der christlich-liberalen Koalition fortgestzte Sparkurs im Verteidigungsressort sind Anhaltspunkte für die problematische Rolle Deutschlands in der NATO und lassen Fragen hinsichtlich seiner generellen Bündnisfähigkeit aufkommen.