David Hume – der Aufklärer als konservativer Ironiker
Dialogische Religionskritik und philosophische Geschichtsschreibung im 'Athen des Nordens'
Michael Szczekalla
Diese Studie unternimmt eine Neubewertung von Humes historiographischer Leistung, indem sie seine History of England unter kulturwissenschaftlichen, philosophischen wie narratologischen Aspekten untersucht. Einerseits begreift sie das im Genre einer ‚Naturgeschichte‘ des politischen und religiösen Bewußtseins verfaßte Werk als angewandte Philosophie und möchte es im Kontext der schottischen Aufklärung verorten, wobei sie sich auf Humes ambivalentes Verhältnis zu den moderaten Presbyterianern seiner Heimat konzentriert. Andererseits sieht sie in der History – gegen die gängige Meinung – eine rhetorische Meisterleistung, bei der ratio und oratio eine gelungene Einheit bilden. So liegen Humes History ein Vernunftbegriff und ein Verständnis von Geschichte zugrunde, die sie auch in literarischer Hinsicht einzigartig machen. Das Werk rekonstruiert die objektiven Ironien und Paradoxien des Geschichtsprozesses und wird dabei zugleich von einer Strategie der Doppelt- beziehungsweise Mehrfachkodierung beherrscht, die sich vor allem der klassischen mocking tropes bedient Die Analyse der kognitiven wie ästhetischen Funktionen dieser Tropen zeigt Hume als konservativen Ironiker, der sich an der Idee der Aufklärung als Meistererzählung orientiert. Sein philosophischer Radikalismus setzt jedoch die Kultur der politeness in Edinburgh, dem ‚Athen des Nordens‘, einer harten Bewährungsprobe aus.
Bisherige Forschungsschwerpunkte des Autors:
Englische Literatur, Historiographie und Philosophie des 17. u. 18. Jahrhunderts