Dem Zeitgeist entgegen
Reiner Körver
In seinem Roman „Dem Zeitgeist entgegen“ beschreibt Reiner Körver die turbulente Zeit der 80er Jahre aus dem Blickwinkel vierer Studenten.
Die schöne Hanna und ihre Freundin Ute schreiben sich nach ihrem Abitur an der Hochschule einer rheinischen Metropole ein. Beide sind froh, der kleinen Welt ihres spießbürgerlichen Dorfes zu entkommen und freuen sich auf eine selbstbestimmte, freie Zeit. Bei der Einfühungsveranstaltung treffen die beiden auf Heinz und Jockel und der erste Abend wird für eine Einführung in die Kneipenszene der neuen Heimat genutzt. Zwischen Heinz und Hanna knistert es schon zu Beginn und es dauert nicht lang, bis sie sich finden.
Ute, endlich der kleinen Welt ihres Dorfes entkommen, bekennt sich zu ihrer Homosexualität und mit den Freunden erkundet sie nun die Umgebung und ihre neu gewonnene Freiheit. Dabei treffen sie auf verschiedenste Menschen mit unterschiedlichsten politischen Interessen, Lebensauffassungen und Ansichten. Die großen politischen und kulturellen Diskussionen der Zeit, wie beispielsweise die Emanzipation, die Integration der Gastarbeiter und der Ost-West-Konflikt sind Teil ihrer Umwelt. Ute und auch Heinz sind sehr engagiert und haben ein großes Interesse, die Gesellschaft zu verändern. Doch Heinz stößt immer wieder auf die Grenzen der konservativen Strukturen und verfällt in eine Depression, die in einer Alkoholsucht endet. Das „Kleeblatt“, wie Körver die Gruppe benennt, zerfällt und erst nach einigen Jahren und Veränderungen finden die Vier wieder zusammen und versuchen weiterhin, an Erfahrungen gewachsen, die Gesellschaft zu reformieren.
Reiner Körver schafft mit seinem zeitgenössischen Roman den Spagat zwischen politisch engagierter und spannender Lektüre. Die Charaktere sind lebendig beschrieben und die geschichtlichen Vorgänge werden nahtlos ins Geschehen einbezogen. Dabei kommt auch der Humor und das wilde Studentenleben nicht zu kurz. Somit ist „Dem Zeitgeist entgegen“ ein kurzweiliges und spannendes Lesevergnügen.