Demokratischer Elitenwandel
Die Erneuerung der ostdeutschen Elite aus demokratie-soziologischer Sicht
Christian Welzel
Die vorliegende Studie ist die gekürzte Fassung meiner Dissertationsschrift, die an der Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Fakultät der Universität Potsdam im November 1996 angenommen wurde. Sie entstand aus der von der Deutschen Forschungsgemeinschaft finanzierten Potsdamer Elitenstudie, an der ich von der Entstehung der Projektidee bis zur Verlegung des Ab schlußberichts mitwirken konnte. Die Arbeit behandelt im Schwerpunkt die politischen Ordnungspräferen zen ehemaliger DDR-Bürger in der bundesdeutschen Elite (hinfort: Ostelite) und bezieht sie systematisch auf deren gesellschaftliche Stellung im SED Regime zurück. Zentrale Befunde zur osteuropäischen Elitentransformation finden dabei Berücksichtigung, weil ich zumindest nicht axiomatisch von einem reinen Sonderfall der Transformation in den neuen Bundesländern ausgehe. Dies erscheint mir um so mehr berechtigt, als die hier verfolgte Fragestellung weniger institutioneller denn politisch-soziologischer Natur ist. Auf den Punkt gebracht lautet sie, ob und wie sich unter den Bedingungen des Realsozialismus genuine Trägerschichten der Demokratie entwickelt haben, aus denen sich dann ein demokratischer Elitenwandel speisen konnte. Die Verlegung der Fragestellung ins sozialstrukturelle Vorfeld der Ak teursbildung erscheint mir gerade im Kontext autokratischer Regimes von zentraler Bedeutung, da demokratisch orientierte Kräfte aufgrund der hier bestehenden Repressionsdrohungen über längere Zeit an der Formierung gehindert werden und erst in akuten Regimekrisen Sichtbarkeit erlangen.