Der altägyptische Greif – Von der Vielfalt eines Fabeltiers
Sonja Gerke
Bildliche Darstellungen des heute unter dem Namen „Greif“ bekannten Fabelwesens haben eine bald fünftausendjährige Geschichte, innerhalb derer Ägypten mit seinen Bildern aus drei Jahrtausenden ein wichtiges Kapitel darstellt.
Eine Untersuchung der sich zum Teil stark voneinander unterscheidenden altägyptischen Belege, die von der Frühzeit bis in die Ptolemäisch-Römische Zeit reichen und zunächst nur Bild-, ab dem Mittleren Reich auch Schriftquellen umfassen, ist mit der Schwierigkeit behaftet, dass die Bezeichnung „Greif“ bislang keiner spezifischen, ägyptologischen Definition unterliegt und daher in der Forschung sehr unterschiedlich eingesetzt und ausgelegt wurde. Die heutige Konnotation dieses Begriffes als Mischwesen aus Adler und Löwe geht auf ein – im Vergleich zu den altägyptischen Belegen – sehr junges Greifenbild zurück, das in der ägyptologischen Literatur auch für Wesen wie beispielsweise den menschenköpfigen Sphinx mit angelegten Flügeln oder den falkenköpfigen Sphinx herangezogen wurde.
Diese Arbeit legt nun die Begrifflichkeiten fest und gibt einen umfassenden Überblick über die Beleglage in Ägypten, wobei besonders Funktion(en) und Sinngehalt des/der ägyptischen „Greifen“ in den Vordergrund gestellt und der Kontext der jeweiligen Darstellungen bzw. der Bildträger und der Schriftquellen beachtet wird.
Aus einem Text- und einem Katalogteil bestehend, widmet sich dieser Band ausschließlich den altägyptischen Quellen und Belegen. Der Katalog umfasst 182 Bild- und 26 Schriftquellen.