Der andere ist nicht die Hölle
Wie Paare dem Himmel näherkommen
Barbara Kiesling, Jörg Starkmuth
Die meisten Menschen wünschen sich eine glückliche Partnerschaft. Diese ist aber offenkundig denjenigen vorbehalten, die einen bestimmten Grad an Persönlichkeitsreife erreicht haben. Aufgrund unbewusster „Partnerfindungsmechanismen“ werden – selbst wenn die Partner dem äußeren Anschein nach völlig verschieden sein sollten – immer Partner „ausgewählt“, die sich auf einem ähnlichen Reifungsniveau befinden, weil man im Allgemeinen nur mit einem solchen Partner harmonieren kann.
Diese wesentliche Erkenntnis ist der Allgemeinheit bisher nicht ausreichend bewusst. Auch wissen viele Menschen noch zu wenig über sich und die Beschaffenheit ihrer inneren Welt. Fehlende Selbsterkenntnis führt dazu, dass die Ursache für Probleme in der Partnerschaft nicht in der eigenen Person entdeckt werden kann. Zwangsläufig wird der Partner als Verursacher angesehen. Dieser Irrtum bleibt selten folgenlos.
Würde man sich hingegen bewusst machen, dass der Partner lediglich ein Spiegel für die eigene Persönlichkeit ist, bliebe man nicht in gegenseitigen Schuldzuweisungen gefangen und bräuchte seinen Partner fortan nie wieder anzufeinden.
Diese Bewusstwerdung würde eine momentan noch unvorstellbare Wandlung in Paarbeziehungen bewirken. Statt sich über den Partner zu beklagen, würde man ihn mit anderen Augen sehen, in dem jeweiligen Wissen, dass dieser mit seinem Verhalten wichtige Informationen über die eigene Person bereithält – auch wenn einem diese nicht immer gefallen. Diesbezüglich kann man darauf vertrauen, dass es – was immer einem der Partner auch spiegeln mag – weder das eigene Verdienst noch die eigene Schuld ist. Denn der Mensch kann zunächst keinen Einfluss auf seine Entwicklung nehmen und er kann sich – entgegen einer verbreiteten irrigen Annahme – auch nicht ohne Weiteres verändern und Wesensmerkmale, die ihm fehlen, wie aus einem Bestellkatalog in seine Persönlichkeit aufnehmen.
Deshalb muss sich auch niemand seiner Unreife schämen. Niemand hat die noch vorherrschenden Reifeunterschiede der Menschen zu verantworten. Wir können erst seit Kurzem Einfluss auf die psychogenetische Evolution nehmen. Erst seit es wirksame Therapieverfahren gibt, sind diejenigen, die noch nicht zur Gruppe der reifen Individuen gehören, ihrem Schicksal nicht mehr machtlos ausgeliefert. Inzwischen kann sich jeder Mensch energetischen Heilmethoden unterziehen und sich dadurch zu einem reifen und glücklichen Menschen entfalten.
Hierzu ist es wichtig zu wissen, was Reife überhaupt ausmacht. Durch die in diesem Buch dargelegten Konzepte wird eine Vorstellung davon vermittelt und erläutert, wie das Wachstum durch die Bewältigung der eigenen Entwicklungsaufgaben wieder in Gang gesetzt werden kann.
Vor diesem Hintergrund kann jede Partnerschaftskrise sogar als Chance betrachtet werden. Sie enthält immer wichtige Botschaften und bietet die Möglichkeit zu einem Wandlungsprozess. Denn ein Mensch wagt den dafür nötigen Schritt oft erst dann, wenn er sich durch anhaltendes Leid dazu gedrängt fühlt. Wer sich dann auf einen geeigneten Weg begibt und beharrlich weitergeht, gelangt eines Tages unweigerlich an die „Himmelspforte“.