Der Charakter, die Herrschaft, das Wissen.
Begegnungen im Zeitalter der Imperien.
Benedikt Stuchtey
Im imperial- wie globalgeschichtlichen Kontext um 1900 stehen die Phänomene von Charakterformierungen, Herrschaftspostulaten und Wissensaneignungen in einem besonderen, aber nicht unkomplizierten Spannungsverhältnis zueinander. Das elitäre Denkmuster des Charakters bezog sich entweder auf eine Person oder aber überwiegend auf eine übergeordnete soziale Zusammengehörigkeit, woraus in zeitgenössischen Quellen und der Forschungsliteratur der Begriff des »Nationalcharakters« abgeleitet und Debatten über das innere und äußere Wesen der Imperien aufgeworfen wurden. Dabei war die Nähe zu nationalistischem und rassistischem Denken unübersehbar.
Das Buch tritt für eine breitere Anwendung der Begriffe im Kontext der modernen Biographieforschung ein und illustriert dies am Beispiel des Cricket-Sports im Allgemeinen wie an der Person des Ranjitsinhji Vibhaji, Maharaja Jam Sahib of Navanagar im Besonderen. Es ist somit auch als ein Beitrag zur indischen Geschichte im Zusammenhang mit der Geschichte des Britischen Empires zu sehen und darüber hinaus als ein Plädoyer für den diachronen und synchronen Imperienvergleich, um daraus neue Perspektiven für eine europäische Geschichte der Expansion in ihrer Gesamtheit zu entwickeln.