Der Feuervogel – ein Tanz in die Moderne
Die musikdramatische Konzeption von Igor Stravinskij und Michail Fokin
Christian Chur
Der Feuervogel brachte Igor Strawinskij 1910 den internationalen Durchbruch. Durch die Verbindung mit der Künstlerformation Ballets russes war Stravinskij zum Ballettkomponisten geworden. Über Jahre gaben die Ballets russes unter Michail Fokin dem überholten klassischen Ballett völlig neue Impulse. Der Tanz avancierte zur zentralen Ausdrucksform des beginnenden 20. Jahrhunderts. Der Feuervogel nach einem russischen Märchenmotiv wurde jedoch mehr als eine Auftragskomposition: Hier hatte Strawinskij sich selbst, seine eigene musikalische Sprache gefunden. Vor allem in der späteren Bearbeitung als orchestrale Suite ist das Werk bis heute beliebt. Die Verselbstständigung der Musik drängt allerdings die Ursprungsidee eines musikdramatisch und konzeptionell geschlossenen Tanztheaters immer mehr in den Hintergrund. Christian Chur erschließt die musikdramatische Konzeption des Feuervogel und untersucht, inwieweit sie dem Idealbild einer gleichberechtigten Beteiligung der Künste entspricht. Die vordergründig stereotype Anlage des Märchensujets beiseite lassend begreift er den Feuervogel als spannenden Beitrag zum kunstästhetischen Diskurs seiner Zeit.