Der Fremde in der Mitte
Ein ideen- und kulturgeschichtlicher Abriss der Raumvorstellungen Chinas in der späten Kaiserzeit
Thomas Zimmer
China ist seit geraumer Zeit nicht mehr das exotische Land im „Fernen Osten“. Die mit dem Anspruch einer neuen Weltmacht auftretende Volksrepublik stellt für die Länder Europas und des übrigen Westens eine große Herausforderung dar.
Das vorliegende Buch untersucht und beschreibt erstmals umfassend die Bilder, Begriffe und kognitiven Prozesse in der chinesischen Ideen- und Kulturgeschichte, die der Wahrnehmung der räumlichen Welt, der Verortung der eigenen Position in dieser und besonders dem Verhältnis zur Ferne und dem Fremden zugrunde lagen. Diese sind zum großen Teil bis in die Gegenwart nachzuweisen, beginnen sich aber bereits in der frühen vorchristlichen Zeit zu entwickeln. Der zeitliche Schwerpunkt der Studie liegt in der beginnenden Neuzeit, in der sich die Kräfte und Mechanismen herauszubilden begannen, die die Verfassung der Welt in den kommenden Jahrhunderten prägten.
Thomas Zimmer kann zeigen, dass die „Welt“, als deren Mittelpunkt sich China über lange Zeit hinweg verstand, dem Land dabei erstaunlicherweise oft fremd und unzugänglich geblieben ist. Chinas „nationale Identität“ ist in weiten Teilen bestimmt von einer grundsätzlichen Ablehnung des „Anderen“.
Um das Land und seine Menschen besser zu verstehen und ihnen die Chance zu bieten, in der Weltgemeinschaft selbst nicht mehr fremd zu sein, ist es an der Zeit, sich eingehender mit den Wurzeln der traditionellen chinesischen Weltordnungsvorstellungen und ihrer historischen Praxis zu beschäftigen.