Der Galaterbrief im Religionsunterricht
Die Theologie des Paulus in ihrer Zeit und im Dialog mit Jugendlichen heute
Axel Wiemer
Theologie ohne Bezug auf Paulus scheint kaum denkbar – Religionsunterricht ohne Arbeit an den Paulusbriefen ist aber fast die Regel. Axel Wiemer vertritt die Ansicht, dass dies zu Unrecht so ist. Seine Studie zeigt exemplarisch am Galaterbrief auf, dass und wie eine Beschäftigung mit der Theologie des Paulus im Religionsunterricht möglich und sinnvoll ist. Tragend ist dabei einerseits eine Auslegung des gesamten Briefes, andererseits eine grundlegende Erörterung bibeldidaktischer und jugendtheologischer Perspektiven.
Der exegetische Teil richtet besonderes Augenmerk auf eine gründliche Untersuchung der historischen Gesprächskonstellation, in die hinein der Apostel mit seinem Schreiben wirken möchte. Seine Überzeugung, dass Kreuz und Auferstehung Christi allein die Gemeinde der an Christus glaubenden Menschen konstituieren, setzt Paulus im Werben um die Galater auch rhetorisch deutlich in Kontrast zu Dritten, die eine Anbindung an den Bund Gottes mit dem jüdischen Volk fordern. Diese Dialogizität des Briefes und die engagierte, biographisch fundierte Positionierung des Apostels bieten wichtige Anschlussstellen für einen Religionsunterricht, der mit einer dem Theologisieren mit Jugendlichen verpflichteten Bibeldidaktik auf ein offenes und öffnendes „Gespräch“ zwischen Schülerinnen und Schülern und dem biblischen Text setzt. Hierfür eignet sich der Galaterbrief gerade auch deshalb, weil sich seine Thematik des Streits um die christliche Identität mit Fragen berührt, die für die Orientierungssuche von Jugendlichen relevant sind. Wenn es hierbei gelingt, den Brief nicht als dogmatische Autorität zu lesen, sondern als engagierten Gesprächsbeitrag zu verstehen und zu diskutieren, wird zugleich eine hermeneutische Kompetenz geschult, die weder unkritisch noch uninteressiert mit biblischen Texten umgeht, sondern im denkenden und prüfenden Umgang mit ihnen nach relevanten Wahrheiten fragt.