Der Gebrauch von Infinitiv und Konjunktiv im Altalbanischen mit Ausblick auf das Rumänische
Ina Arapi
Das Albanische wird in zwei Hauptdialekten gesprochen, Gegisch und Toskisch, die sich durch einige phonetische und morphosyntaktische Merkmale unterscheiden. Unter anderem kennt das Gegische einen aus der Partikel me + Partizip (Verbaladjektiv) zusammengesetzten Infinitiv, während das Toskische diesen durch Konjunktiv- und Partizipialkonstruktionen ersetzt. Das Buch ist in drei Kapitel eingeteilt. Im ersten Kapitel werden die phonetischen Varianten und die morphologischen Kategorien des gegischen Infinitivs beschrieben; im zweiten die syntaktischen Funktionen des unabhängigen Infinitivs und im dritten jene des abhängigen Infinitivs als Bestandteil der analytischen und modalen Verbalformen. Am Ende des jeweiligen Kapitels stehen die Zusammenfassungen. Die syntaktischen Funktionen des altgegischen Infinitivs wurden parallel zu den Funktionen des Konjunktivs untersucht und auf Basis der von der Verfasserin selbst exzerpierten Textbeispiele dargestellt. Ferner wurden sie auch mit den syntaktischen Funktionen des Infinitivs im Rumänischen verglichen, als jener Balkansprache, die dem Albanischen am nächsten steht. Das Gegische ist das einzige moderne Balkanidiom, das heutzutage einen Gebrauch des unabhängigen Infinitivs im Fragesatz kennt. Im 16. Jh. präsentiert sich jedoch ein anderes Bild. Damals wurde im Fragesatz überwiegend der unabhängige Konjunktiv gebraucht. Erst in der Zeit nach Buzuku hat eine Verschiebung in der Verwendung von Infinitiv und Konjunktiv stattgefunden, so dass diese Funktion des Konjunktivs vom Infinitiv übernommen wurde. Dies ist nicht der einzige Fall im dokumentierten Gegischen, in dem der Konjunktiv der Konkurrenz des Infinitivs unterlegen ist. Ein noch extremerer Fall, bei dem eine solche Änderung im Gebrauch stattgefunden hat, ist der prospektive Konjunktiv bei Buzuku. Der Infinitiv steht in Konkurrenz mit dem Konjunktiv auch nach dem Modalverb mund „können, dürfen“. Die Modalgruppe duhet ‚müssen, sollen‘ + Konjunktiv kommt in den altgegischen Texten sehr selten vor, ebenso wie dua ‚wollen, mögen‘ + Infinitiv. Dadurch unterscheidet sich das Gegische auch in dieser Hinsicht von den anderen Balkansprachen, da hier nach dem Verb ‚wollen‘ ausnahmslos der Konjunktiv folgt. Es wurde eine umfangreiche einschlägige Fachliteratur zu diesem Thema verwendet. Die Verfasserin hat auch die jüngsten Veröffentlichungen eingearbeitet, um diese Abhandlung auf den aktuellen Stand zu bringen.