Der „Islamische Staat“
Historische und politische Dimension
Frankfurter Allgemeine Archiv, Wolfgang Günter Lerch, Hans Peter Trötscher
Die brutalen Grausamkeiten seiner Kämpfer, die Geiselnahmen und Enthauptungen wirklicher und vermeintlicher Feinde, die mehr einem Blutrausch gleichenden „Gefechte“ und die ebenso exzessive wie häufig willkürliche Anwendung der Scharia-Strafen haben das Ansehen der islamischen Weltreligion außerhalb des „dar al Islam“ weiter sinken lassen. Mit einem raschen Zusammenbruch des IS ist kaum zu rechnen. Dazu bedürfte es des massiven Einsatzes von „boots on the ground“ – eine Vorstellung, die nach dem Afghanistan-Desaster alles andere als populär ist. Und selbst ein solcher Einsatz böte keine Garantie für den Erfolg. So ist die Ratlosigkeit angesichts dieser Entwicklung verständlich. Und der Gedanke, jene künstlich nach dem Ersten Weltkrieg durch die Mandats- und Kolonialmächte geschaffenen Grenzen aufzusprengen und die dem klassischen Islam fremden Nationalstaaten aufzulösen, genießt bei vielen fundamentalistisch gesinnten Muslimen eine gewisse Sympathie.
Die Beiträge in diesem Buch aus der F.A.Z. und der F.A.S. versuchen, die aktuelle Lage in der Region zwischen der Türkei, dem Nordirak und Syrien aufzuzeigen und ihre tieferen historischen wie religionsgeschichtlichen Hintergründe auf differenzierte Weise auszuloten.