Der Kindergarten als Bildungsinstitution!?
Zur Passung der Bildungsorientierungen zentraler Akteure beim Übergang vom Kindergarten in die Grundschule
Sarah Schmenger
or dem Hintergrund der seit der PISA-Studie gewachsenen Bedeutung, die Gesellschaft und Politik dem Kindergarten als Bildungsinstitution zuschreiben, untersucht die Studie unter dem Begriff der Bildungsorientierung, welches die jeweiligen Vorstellungen von der Bildungsaufgabe des Kindergartens sind, die zum Zeitpunkt des Übergangs vom Elementar- in den Primarbereich bei den beteiligten Akteuren vorherrschen. Da in der Literatur von einem positiven Einfluss von übereinstimmenden Bildungsorientierungen zwischen Elternhaus und Institutionen ausgegangen wird (vgl. z. B. Bourdieu/Passeron 1971, Kramer/Helsper 2000, Betz 2006), nimmt die Arbeit zudem unter dem Begriff der Passung in den Blick, inwiefern die jeweiligen Orientierungen von Politik, professionellen Akteuren aus Kindergarten und Grundschule und Eltern miteinander übereinstimmen. Diese beiden Fragestellungen werden mit Hilfe eines qualitativen, mehrebenenanalytischen Untersuchungsdesigns bearbeitet. Um milieuspezifische Besonderheiten in den Blick nehmen zu können, werden die Bildungsorientierungen von Eltern aus einem soziostrukturell hetero-genen Stadtteil einer rheinland-pfälzischen Großstadt mittels leitfadengestützter Interviews erhoben und nach der dokumentarischen Methode ausgewertet. Die Orientierungen der pro-fessionellen Akteure aus Elementar- und Primarbereich werden in Gruppendiskussionen in unterschiedlichen Netzwerken aus Kindergarten und Grundschulen erhoben und ebenfalls mit der dokumentarischen Methode rekonstruiert. Die Orientierungen der bildungspolitischen Akteure werden durch die Analyse zentraler Dokumente wie den rheinland-pfälzischen Bil-dungs- und Erziehungsempfehlungen für Kindertagesstätten rekonstruiert. Die Untersuchung belegt zum einen, dass die Bildungsorientierungen der Eltern heterogen sind und dass damit auch ein unterschiedliches Maß an Unterstützungsbedarf der Eltern ein-hergeht, was passgenaue Unterstützungsangebote erforderlich macht. Zudem unterstreicht die Untersuchung die zentrale Rolle des Kindergartens als „erster Station“ in der institutionellen kindlichen Bildungskarriere, der insbesondere für bildungsungewohnte Eltern eine Brücke zur Schule darstellen kann, wenn es gelingt, das hier aufgebaute vertrauensvolle Verhältnis zu den Erzieherinnen in der Gestaltung des Übergangs zu nutzen.