Der Tag hat keine Türe
Weggedichte
Charles Ofaire
Die Poesie ist nur scheinbar ausser Gebrauch geraten. Die Einfärber der Wörter sind keine Einfärber des Nichts, es gibt sie noch, und die Lyrikgänger gucken ihnen ermunternd über die Schulter, um etwas zu erfahren. Aber Sprache existiert nicht, sie wissen es längst, diese macht sich, und diesem Machvorgang hören sie lesend zu. Hunger sitzt ihnen im Gehirn. Dichtung verleiht Toten eine Sprache und dem Leser auch, wer liest, der erfindet mit, und die Willkür seines Tuns gerät ihm zur Lust. Über die Verse gleiten die alten Mythen singend zu ihm, ihnen bieten sie unter uns einen Sitzplatz an. Der Weg nach dem antiken Troja zurück ist ein Sprung nach vorne, Kassandra singt sich ins Morgen zurück, breitet sich in schlafenden Gewändern über uns aus. Schlaf ist das Erwachen der Worte, der unerbittlichen, die Seuchen verbreiten: denn sie sind Krankheitsträger, die in der Düsternis des Gesagten die Türe suchen, die sie in die schutzlose Auswanderung entlässt.