Der Volksstaat Hessen 1918-1919.
Hessens Weg zur Demokratie.
Tobias Haren
Am 09. November 1918 begann ein neues Kapitel deutscher Geschichte. Die revolutionäre Bewegung erreichte das politische Zentrum des Kaiserreichs, die Abdankung des Kaisers wurde bekannt, und im gesamten Reich entstanden Arbeiter- und Soldatenräte.
Tobias Haren konzentriert sich auf die bislang kaum beachtete Revolutionsgeschichte Hessens in den Jahren 1918/1919. Im Mittelpunkt stehen die Fragen nach dem revolutionären Charakter der Ereignisse im Großherzogtum Hessen, die Gründung des Volksstaates Hessen sowie dessen demokratische Gestaltung. Der Verfasser folgt einem auf die Region bezogenen Forschungsansatz, ohne die Prozesse im Reich davon loszulösen. Regionalgeschichte wird dabei nicht als „miniaturisierte“ Nationalgeschichte verstanden, sondern es wird ihr Eigenrhythmus herausgearbeitet. Die verbindende Betrachtung der nationalen und der regionalen Ebene soll eine Aufsplitterung von Geschichte in Tausende „Geschichtchen“ vermeiden und Forschungsmöglichkeiten für andere Regionen schaffen.
Das heutige Rhein-Main-Gebiet besaß durch das XVIII. Armeekorps eine einheitliche militärische Kommandostruktur, war aber politisch in einen preußischen und einen großherzoglich-hessischen Teil aufgespalten. Die Gegenüberstellung der revolutionären Vorgänge in den preußischen Städten Frankfurt am Main, Wiesbaden und Hanau und den für die drei großherzoglich-hessischen Provinzen repräsentativen Städten Darmstadt, Offenbach, Gießen, Alsfeld, Friedberg, Mainz und Worms beweist, daß die regionalen Ausformungen des Revolutionsgeschehens stark differieren.
Darüber hinaus wird die Frage nach der demokratischen Grundhaltung Hessens gestellt und am Beispiel der Entstehung der Verfassung des Volksstaates Hessen vom 12. Dezember 1919 beantwortet. Abschließend wird die Funktionalisierung des Revolutionsgeschehens im späteren politischen Tageskampf gezeigt. Der Autor leistet mithin nicht nur einen Beitrag zur Erforschung der Revolutionsgeschichte am Anfang der Weimarer Republik sowie zur Hessischen Regionalgeschichte, sondern er deckt gleichzeitig anhand quellennaher Untersuchungen unbekannte demokratische Traditionen und Potentiale auf.
Tobias Haren studierte Rechtswissenschaft an der Johann Wolfgang Goethe-Universität in Frankfurt am Main, war Stipendiat der Friedrich-Ebert-Stiftung und wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Rechtsgeschichte der Johann Wolfgang Goethe-Universität. Er ist als Rechtsanwalt in Frankfurt am Main tätig.