Der Wilde Freiger
Roland Betsch, Peter M. Frey
Sie legte sich zurück und fuhr mit der Hand durch die Luft. Kein Muskel ihres Gesichtes bewegte sich.
Da sprang sie auf und deutete nach dem Fenster. »Sehen Sie dort! Die silberne Spitze ist der Wilde Freiger. Dort ist sein Grab. In einem Spalt. Mit einem Ruck war er fort. Ich kam gar nicht zur Besinnung, da war der Platz vor mir leer. Wie wenn ein Theatergeist in der Versenkung verschwindet: Ich weiß es. Einer von uns beiden musste gehen. Ich lebe, aber der Wilde Freiger steht bei meinem Schicksal, riesenhaft, wie eine stumme, gebieterische Warnung … Nun habe ich Sie doch wieder ein Endchen zum Staunen gebracht, was? Hans Welker!«
»Eigentlich nur deshalb, weil Sie sozusagen Ihrer Seele schon wieder ein neues Kleid angezogen haben. Aber wie ist das mit Ihrem Vorschlag?«
»Sie sind ein Sportsmann, Hans Welker. Ich sehne mich nach knirschendem Pulverschnee. Wir pilgern zusammen über den Arlberg auf die Valuga. Schlagen Sie ein! Ist das nicht eine grandiose Idee? Eine herrliche Abfahrt von der Valuga nach Zürs und über die Flexenstraße. Sie kommen mit, ich gehe sonst allein. Was machen Sie für ein Gesicht?«
Hans Welker hatte den Kopf auf der Brust hängen. Diese Möglichkeit reizte ihn. Er wandte den Kopf und wieder musste er flüchten vor ihren Augen. Wie um sich zu befreien, sprach er:
»Es ist eine Laune. Aber warum nicht! Mich tyrannisiert zurzeit auch wieder die Langeweile des Daseins. Das könnte am Ende eine wohltuende Abwechslung werden! Sagen Sie mir, wie Sie heißen! Ich muss das jetzt auf der Stelle wissen!«
Das war ihm angeflogen. Seine eigenen Worte kamen ihm unverständlich vor. Sie lachte.
»Ich heiße Herta Land!«