Deutsche Theologie im Dienste der Kriegspropaganda
Umdeutung von Bibel, Gesangbuch und Liturgie 1914–1918
Günter Brakelmann, Friedrich Erich Dobberahn
Das Buch Dobberahns ist bei aller Wissenschaftlichkeit und theologischen Gedankenschärfe ein erschütternd zu lesendes Epos. Dies nicht nur wegen seiner erzählerischen Partien, einzelner Biographiefragmente und Innenansichten von Kriegsteilnehmern, von Theologen, Pädagogen, Künstlern und einer Kriegsgedichte sammelnden nachdenklichen Konfirmandin, sondern auch wegen der dokumentarischen Fülle aus Predigten, Liturgien, Kriegsliedern und -ritualien, Tagebucheinträgen, Briefen und Kriegspostkarten. Der Rahmen ist weit gespannt; er setzt bei den Freiheitskriegen an, geht über 1918 hinaus und nimmt wesentliche Entwicklungen der deutschen Kriegstheologie bis zum Holocaust in den Blick. Friedrich Erich Dobberahn versetzt in seiner engagierten Darstellung Leser und Leserin an die Front, in die Etappe, in Lazarette, in Schulklassen und Kirchenräume, an den Potsdamer Kaiserhof; er lässt sie die Ungeheuerlichkeit des Krieges ebenso schmerzlich spüren wie die menschenverachtende Kriegsästhetik des „worldmakings“, das „blutbereite“, theologische „Ornament als Verbrechen“.
Er schließt mit dem alarmierenden Hinweis auf gleichartige Vorgänge in heutiger Zeit, sowie auf den Krieg Putins gegen die Ukraine.