Deutschunterricht am Gymnasium
Was kann die Sprachwissenschaft leisten?
Michael Rödel
Die Rolle von sprachwissenschaftlichen Einsichten im Deutschunterricht wird seit Jahrzehnten diskutiert. Im Kontrast zum Umfang dieser Diskussion fällt die Antwort auf die Frage, wie viel der Deutschunterricht von seinen sprachlichen Grundlagen weiß, immer noch kurz aus. Die Süddeutsche Zeitung formulierte im Nachgang der Bamberger Tagung Deutschunterricht am Gymnasium – Was kann die Sprachwissenschaft leisten?, auf deren Ergebnissen dieser Sammelband aufbaut, sogar das harte Urteil: „erbärmlich wenig“. Unter all den Stimmen zum Thema erhebt dieser Band den Anspruch, das Verhältnis zwischen (gymnasialem) Deutschunterricht und Linguistik auf neue Weise auszuloten: Die Beiträge kommen aus Wissenschaft, Didaktik, Schule und Schulbuchwesen – und alle sind entstanden in der direkten gegenseitigen Rückkopplung. Das eröffnet neue Perspektiven und lässt erkennen, welches sprachliche Wissen in der Schule vonnöten ist und welches an Universitäten gelehrt werden sollte. Linguistisches Grundwissen steht dabei neben der Differenzierung zwischen Mündlichkeit und Schriftlichkeit sowie dem wichtigen Blick über die Satzgrenze hinaus auf den Text. Gleichzeitig dokumentieren mehrere Beiträge, dass sich Lehrerinnen und Lehrer gerade dort Unterstützung aus der Linguistik erhoffen, wo der Lernerfolg im Fach Deutsch am schwersten zu erreichen ist.