Die ‚Acht Seligkeiten‘ des Prager Predigers Heinrich von St. Gallen
Jakub Šimek
Der wahrscheinlich um 1400 in Prag entstandene Predigtzyklus über die Acht Seligkeiten (d. h. die acht Seligpreisungen der Bergpredigt) wird Heinrich von St. Gallen zugeschrieben, der vor allem als Verfasser des weitverbreiteten Passionstraktats Extendit manum bekannt ist. Es handelt sich um eines der wenigen Textzeugnisse der deutschsprachigen Predigt im vorhussitischen Prag. In der vorliegenden Publikation wird zum ersten Mal eine kritische Ausgabe geboten. Besondere Aufmerksamkeit wird dabei der Sprache des Textes in den wichtigsten Handschriften und der Ermittlung der inhaltlichen Quellen gewidmet. Darüber hinaus wird ein Versuch gewagt, die Identität des mutmaßlichen Autors und dessen Umfeld im Prager Kirchen- und Universitätsmilieu zu erhellen. Die Zugehörigkeit der Predigten zu anderen, demselben Autor zugeschriebenen Werken wird anhand stilistischer und inhaltlicher Merkmale diskutiert. Einige verwandte Texte, darunter die ebenfalls Heinrich von St. Gallen zugeschriebenen Hindernisse zu geistlicher Vollkommenheit sowie der lateinische Traktat De octo beatitudinibus des Johannes Marienwerder, sind im Anhang erstmalig ediert.