Die Architektur und Stratigraphie der Zentralen Oberstadt von Tall Mozan/Urkeš
Alice Bianchi, Heike Dohmann-Pfälzner, Eva Geith, Christoph Kümmel, Peter Pfälzner, Anne Wissing
Band 1 der Serie A, „Die Architektur und Stratigraphie“, stellt den ersten Teil des Endberichtes der Ausgrabungen in der Zentralen Oberstadt von Tall Mozan/Urkes in Nordost-Syrien dar. Die Forschungen der Universität Tübingen stellten eine ununterbrochene Siedlungsabfolge von der ersten Hälfte des 3. bis in die zweite Hälfte des 2. Jahrtausends v. Chr. fest. Die zentrale Terrasse aus Lehmziegel, auf der ein Tempelgebäude stand und die in ihrer Größe vergleichbar ist mit den Stufenpyramiden (Zikkuraten) des südlichen Mesopotamiens, sowie der freie zentrale Platz waren über den gesamten Zeitraum hinweg in kaum veränderter Weise in Benutzung. Zusammen mit der in der Unterstadt durch geomagnetische Prospektion und Oberflächenbegehungen beobachteten regelmäßigen hexagonalen Gesamtanlage verraten sie eine zentral gelenkte räumliche Organisation der damals als Urkes bekannten Stadtsiedlung.
Das in der Oberstadt ergrabene Wohnviertel war in der Frühen Bronzezeit durch eine kleinteilige Bebauung gekennzeichnet, die einen sozial niedrigen Stand der Bewohnerschaft verrät. Am Ende des 3. Jahrtausends wurde neben den einfachen Wohnhäusern ein großes Gebäude errichtet, das als Wirtschaftsgebäude gedeutet werden kann. Zu Beginn des 2. Jahrtausends schließlich entstanden geräumigere und besser gebaute Wohnhäuser, die sich in der Ausrichtung und in der Größe gleichen und über ein regelmäßiges Wegenetz erschlossen sind. Diese Jahrhunderte andauernde Kontinuität des öffentlich genutzten Raumes bietet zusammen mit den Veränderungen des privaten Raumes ein lebendiges Bild der damals bedeutenden Stadt Urkes.