Die Auseinandersetzung mit der Geschichte, Kultur und Literatur im Werk von Carlos Fuentes
Bärbel Bohr
Gegenstand der Arbeit ist die Auseinandersetzung mit der Geschichte, Kultur und Literatur Europas im Werk von Carlos Fuentes, dem bedeutendsten zeitgenössischen Romancier Mexikos. Im Mittelpunkt der Betrachtungen stehen jene Werke des Autors, in denen die europäischen Verflechtungen der mexikanischen und lateinamerikanischen Geschichte und Kultur erzählerisch-symbolisch oder diskursiv-kritisch zutage treten. Es macht den besonderen Reiz von Fuentes Werken aus, dass europäische Leser sich und ihre Kultur hier als das „Andere“ der lateinamerikanischen Identität wahrnehmen. In dieser Hinsicht vollzieht die Arbeit auch eine bewusst europäische Rezeption von Fuentes‘ Werk. Fuentes stellt Europa dabei niemals als kulturelles Einheitsgebilde dar. Der Vergleich von französischer und spanischer Kultur in seinem Werk legt darüber hinaus nahe, dass Fuentes die Vorstellung von der Moderne als einheitliches Projekt der westlichen Welt verwirft. Diese Absicht wird durch seine Forderung, ein Denken in Zentren und Peripherien zu überwinden, untermauert. Aufgrund der Fragestellung der Arbeit stützt sich die Untersuchung neben literatursemiotischen Methoden auf die Erkenntnisse des „New Historicism“ (u.a. Stephen Greenblatt), die Intertextualitätspoetik (Broich/Pfister) sowie Theorien über das Verstehen fremdkultureller Äußerungen (u.a. Krusche, McCarthy, Said).