Die Bedeutung von Earn-out-Klauseln als Instrument zur Überwindung unterschiedlicher Kaufpreisvorstellungen
Externe Unternehmenstransaktionen kleiner sowie mittlerer Familienunternehmen unter besonderer Berücksichtigung von Bewertungsproblemen und Informationsasymmetrien
Peter Gseller
In überwiegender Mehrheit weist die Beteiligung einer private-equity-Gesellschaft für Familienunternehmer über deren Haltedauer hinweg eine positive Entwicklung in den Bereichen Umsatz, Mitarbeiterzuwachs, Profitabilität, Internationalisierung und Innovation auf.
Für derartige Nachfolgeregelungen ist jedoch der erfolgreiche Abschluss einer Unternehmenstransaktion notwendig. Dabei treffen die Erwartungen des übergebenden Eigentümers bezüglich des Werts seines Lebenswerks und seine Vorstellungen zur finanziellen Altersabsicherung auf die Möglichkeiten der Kapitalbeschaffung des potentiellen Käufers und dessen Willen zur Erhaltung eines ausreichenden finanziellen Spielraums zur Fortführung der Unternehmung.
Eine große Anzahl der geplanten Unternehmenstransaktionen scheitert allerdings vor dem Vertragsschluss. Als Hauptursache für einen Abbruch der Verhandlungen werden abweichende Vorstellungen über den Kaufpreis angeführt, welche zwischen den Vertragsparteien bestehen. Das Problem liegt insbesondere in der unterschiedlichen Prognose der zukünftigen Entwicklung. Die unterschiedlichen Erwartungen können unternehmensspezifisch sein oder auf exogenen Faktoren beruhen.
Droht die Transaktion aufgrund der divergierenden Kaufpreisvorstellungen zu scheitern, kann der sogenannte Earn-out-Ansatz einen sinnvollen Lösungskompromiss für die Parteien bieten. Der Nutzen dieser kautelarjuristischen Konstruktion ist, den finalen Kaufpreis an die Ertragsentwicklung oder andere Parameter des Transaktionsobjekts anzugleichen. Die Bemessung ist an die tatsächlich realisierte Entwicklung angelegt, wobei der Korridor des Kaufpreises nach oben offengehalten werden kann. Über Earn-out-Regelungen können sämtliche Szenarien abgedeckt werden, um den Unternehmer durch Anreize weiterhin an das Transaktionsprojekt zu binden. Dadurch wird diesem die Möglichkeit gegeben, seine Verbindungen ebenso wie Managementfähigkeiten auch nach der Geschäftsanteilsübertragung gewinnbringend für das Unternehmen einzusetzen.
Der Autor zeigt zunächst durch Aufarbeitung der bestehenden Literatur Möglichkeiten zum Ausgleich der im Rahmen von Nachfolgesituationen bei KMFU die zwischen den Parteien auftretenden Interessenskonflikte auf. Dabei werden zunächst Ursachen gegenläufiger Motive herausgearbeitet. Vor allem sollen existierende Problempunkte bei der Bewertung von KMFU sowie Informationsasymmetrien erkannt und die damit einhergehenden Folgen für die jeweilige Kaufpreisbestimmung durch Käufer und Verkäufer dargelegt werden.
Eine Möglichkeit der Problembewältigung wird anhand der Earn-out-Konstruktion diskutiert. Nach diesem Untersuchungsschritt wird der Umgang der Praxis mit den in dieser Art von Unternehmenstransaktionen bestehenden Schwierigkeiten erläutert und deren Lösungsalternativen werden aufgezeigt.