Die Briefe Karls des Kahlen
Einführung und Edition
Matthias Schrör
Karl der Kahle († 877) zählt zu den bedeutendsten karolingischen Herrschern. Die in seinem Auftrag ergangenen Schreiben erlauben einen profunden Einblick in politische und administrative Aufgaben des westfränkischen Königs und Kaisers. Neben der Agenda spiegeln die Briefe das breite Themenspektrum und die vielfältigen Kommunikationsstrukturen frühmittelalterlicher Königsherrschaft. Der Begriff ,Brief‘ ist hierbei allgemein gefasst und deckt sowohl knapp gehaltene Mandate als auch Schreiben in Form erzählender Mitteilungen ab. Mandate übermitteln konkrete Befehle an königliche Amtsträger, die diese dann zeitnah am Einsatzort auszuführen hatten. Die in zeitgenössischen Quellen zumeist als epistola oder littera bezeichneten Briefe hingegen behandeln politische und persönliche Angelegenheiten oder halten Absichtserklärungen des Königs fest. Mandate und Briefe beschreiben daher einen „Ist-Zustand“, der die Bestimmungen der Urkunden, Kapitularien und Synodalbeschlüsse einzuordnen hilft. Bisher lag das Quellenmaterial weit verstreut und lediglich in frühneuzeitlichen Drucken vor, hinzu traten zuvor nicht edierte Stücke.
Für diese Ausgabe wurden nach Sichtung der handschriftlichen und gedruckten Überlieferung 38 Schriftstücke identifiziert und zusammengestellt, davon sieben erstmals oder neu ediert. Jedem Schreiben sind Hinweise zu Überlieferung, früheren Drucken, Regesten und Literatur beigegeben. Kommentare beleuchten historische Hintergründe und dienen der Verortung in den aktuellen Forschungsstand. Beigegebene Register der Handschriften, Stellen und Namen ermöglichen einen gezielten Zugriff auf einzelne Stücke.