Die Entstehung der Jahreszahl 1291
Beiträge zur Schweizer Historiographie: Stumpf-Schweizer-Daguet et al.
Christoph Pfister
Das Werk untersucht drei wichtige, aber bisher unbeachtete Werke zur Schweizergeschichte und stellt sie in den historiographischen Kontext.
Johannes Stumpf hat neben seiner großen auch eine kleine Schweizer Chronik verfaßt. Letztere ist ein Zeitregister und als die älteste vollständige Darstellung der älteren Schweizer Geschichte zu bezeichnen.
Die Helvetische Chronologie eines angeblichen Johann Heinrich Schweizer (Suicerus) stellt ebenfalls ein Zeitregister dar. Das Werk diente als Vorlage für die Chronik von Aegidius Tschudi und dürfte im gleichen Gelehrtenkreis entstanden sein.
Beide Chroniken sind unschätzbare Quellen für das anfängliche Konzept der alten Schweizer Geschichte.
Der Freiburger Historiker Alexandre Daguet hat in seiner Histoire de la confédération suisse ab dem zweiten Drittel des 19. Jahrhunderts endgültig 1291 als eidgenössisches Gründungsdatum eingeführt.
Die Untersuchungen, die auch etliche Schweizer Historiker des 19. und 20. Jahrhunderts in ihren Ansichten zum Gründungsdatum des Schweizer Bunds einschließen, zeigen einen verblüffenden Sachverhalt auf, der bisher nie erkannt wurde:
Die Jahrzahlen, mit denen die Gründungslegende der Eidgenossenschaft verbunden wurde, waren ursprünglich anders als heute. In der Reihenfolge wurden vor allem 1260, 1314 und 1307/08 genannt. Doch schon bald – nach der Mitte des 18. Jahrhunderts – begann man, 1291 als neues Datum vorzubereiten. – Und heute gilt letztere Jahrzahl als unumstößliche historische Chiffre.