Die Finanzierung öffentlicher Bauten in der hellenistischen Polis
Ludwig Meier
Der griechische Stadtstaat, die Polis, erlebte in der hellenistischen Epoche eine kulturelle und politische Blütezeit, die sich auch in städtebaulicher Hinsicht äußerte. Die Bürger versahen ihre Städte mit aufwändig gestalteten Theatern, Gymnasien, Säulenhallen, Amtslokalen und Marktplätzen, einem Kanon an öffentlichen Gebäuden, der zusammen mit Stadtmauern und Heiligtümern bald als unverzichtbares Merkmal einer Polis galt. Für die Errichtung und den Unterhalt öffentlicher Bauten stand ihnen eine Vielzahl von Finanzierungsinstrumenten zur Verfügung, über die sie in Volksversammlungen verhandelten: Einkünfte aus Steuern, Gebühren, Pacht, Stiftungsvermögen, Kultbetrieb und allgemeinen Spendenaktionen. Vorliegende Studie lenkt den Blick verstärkt auf die alltägliche, aber nur wenig dokumentierte Routine des öffentlichen Finanz- und Bauwesens. Sie leistet damit nicht nur einen Beitrag zu spezifisch wirtschaftsgeschichtlichen Fragestellungen, sondern auch zum Verständnis sozialer und politischer Interaktion innerhalb der Bürgergemeinden. Sämtliche einschlägigen inschriftlichen Zeugnisse werden mit griechischem Text, deutscher Übersetzung und Kommentar in einem Katalog vorgelegt, der die Grundlage für eine umfassende, systematische und vergleichende Untersuchung bildet.